Die Anküdigung der neuen Philips Shoqboxen klang nach ernstzunehmenden Konkurrenten für Jambox, FoxL, und vielleicht auch dem Bose Soundlink. Besserer Sound bei kleinerem Formfaktor? Selbst Philips wirbt mit "Big sound, shockingly clear, room filling sound and deep bass". Die Erwartungen waren dementsprechend hoch, um bei einem ersten kurzen Test schnell wieder enttäuscht zu werden.
Ich hatte die Gelegenheit eines der Exemplare testen zu dürfen. Ich entschied mich für den SB7300, der im Vergleich zum SB7200 über 4 statt 2 Lautsprecher und einen zusätzlichen Passivradiator verfügt und außerdem 12 Watt Leistung bieten soll. Technische Daten sind jedoch nicht alles, also musste ein Vergleich und Soundcheck mit den direkten Konkurrenten Jambox und FoxL her, um mit echten Qualitäten zu überzeugen.
Der SB7300 ist im Gegensatz zum SB7200 nicht derart robust gebaut und scheint auch nicht spritzwassergeschützt zu sein, sieht aber "normaler" aus und würde sich optisch sogar in einem Regal im Wohnzimmer gut machen. Die Materialien wirken hochwertig, die silberfarbenen Teile sind aus Aluminium, das Gitter scheint aus Metall zu sein, und gibt beim Zusammendrücken auch kaum nach. Die einzigen Teile aus Plastik sind die Klappe an der Unterseite, die den Micro-USB Anschluss schützt, sowie der Motionsensor an der Oberseite, der noch dazu glatt ist und bei intensivem Gebrauch vermutlich auch rasch zerkratzt. Warum Philips beide Versionen mit akustisch unterschiedlichem Innenleben anbietet, bleibt ein Rätsel. Mir wäre eine stossfeste Version, jedoch mit mehr Power lieber. Der SB7300 verfügt auch nicht über die Möglichkeit einen Karabiner zum Transport anzuhängen. Für die Hosentasche ist er bereits zu groß.
Hübsch der blaue LED-Kranz um die Powertaste, der erleuchtet, wenn die Taste zum Einschalten rausfährt. Die Taste selbst fungiert gleichzeitig als Lautstärkeregler, der endlos ausgeführt ist, man dreht im Uhrzeigersinn um lauter zu machen, und umgekehrt. Die Taste hat auch etwas Spiel, denn schiebt man sie zum Ausschalten wieder hinein, drückt jedoch nicht genau mittig, hinterlässt das ganze einen eher kratzenden Eindruck.
Hinter der Kappe an der Unterseite befindet sich eine Micro-USB Buchse zum Laden. Das Kabel ist leider nicht fix integriert, wie beim SB7200. Geladen wird der SB7300 entweder mit dem mitgelieferten Netzgerät, das 2A bei 5V liefert, oder von einem normalen USB-Anschluss aus, wobei ein spezial-Kabel mit 2 USB-Anschlüssen an der Gegenseite beigelegt ist, die man beide gleichzeitg anschließen muss, im Falle dass die USB-Buchse nicht genug Ladestrom liefert. Ich habe es dennoch mit einem einzelnen Kabel an meinem Standrechner ausprobiert und der Lautsprecher schien auch geladen zu werden, was er durch ein kleines rot-blinkendes und kaum erkennbares Licht signalisiert, wenn auch vermutlich etwas länger als mit 2 Kabeln gleichzeitig.
Nach dem Einschalten ertönt ein nerviger Dreiklang, den man auch nicht ausschalten kann, und wenn der Lautsprecher noch mit keiner Bluetoothquelle gepaart wurde, meldet kurz darauf eine Stimme, dass der Lautsprecher paarungsbereit sei. Hier hat sich Philips offenbar von Jawbone inspirieren lassen. Für mich völlig unverständlich, da mich die ganzen Töne und Ansagen schon bei der Jambox extrem genervt haben.
Ein weiterer Hinweis, dass Philips etwas zu stark von der Jambox beeinflusst zu sein schien, zeigt sogar eine Philips-eigene online FAQ, wo man in der Bluetooth-Geräteliste die Jambox ganz oben erkennt:
Ich habe nichts gegen Plagiate, Kopien usw, wenn diese besser als das Original sind. Im Falle von Philips jedoch, zeigt der SB7300 in keinster Weise eine Verbesserung gegenüber Jambox oder FoxL. Der SB7300 ist bereits doppelt so groß als die Jambox und wiegt mit 500 Gramm auch doppelt so viel. Vom Bruttovolumen ausgehend hat die Jambox 0.35 Liter, der SB7300 hingegen mehr als 0.7 Liter.
Der FoxL ist sogar entsprechend kleiner, da ihm die eckige Drahthülle der Jambox rundherum fehlt.
Der SB7300 ist mit 4 eigenen Lautsprechern ausgestattet, die Dipol-artig zu beiden Seiten hin abstrahlen. Auf einer Unterseite ist hinter dem Gitter ein schmaler länglicher Passivradiator zu erkennen. Durch die beidseitige Abstrahlung ist der Klang vom SB7300 auch relativ weitläuftig. Man hat sowohl von hinten als auch vorne den selben Klangeindruck, Stereobild oder ähnliches ist jedoch kaum erahnbar, selbst nicht mit der Nase ans Gitter gepresst.
Auf die Größe bezogen, ist der Klang des SB7300 enttäuschend, insbesondere im direkten Vergleich zum FoxL. Er klingt bei normalen Lautstärken dünner und topfiger. Der FoxL hat einen volleren Bass und klingt insgesamt ausgewogener und edler. Der Klang vom SB7300 erinnert eher an einen Radiowecker, während der FoxL nichts von jenem Charakter innehat. Er klingt leise gespielt zwar dünn, aber nie billig. Ich wurde wieder mal überrascht, wie gut der FoxL in Wahrheit klingt, auch wenn ihm im Bassbereich etwas Power fehlt, ist der Klang dennoch in sich geschlossen und angenehm. Der SB7300 ist dagegen relativ dominant im Höhen/Mittenbereich, ohne dass er dies durch stärkeren Bass wettmacht, dadurch wirkt der Klang beinahe etwas aufdringlich. Der Bass vom SB7300 scheint tiefer abgestimmt als beim FoxL, geht aber auf die Art auch sehr schnell unter, da er nicht präsent genug ist. Obwohl der Passivradiator das gesamte Gehäuse zum Vibrieren anregt, ist mir eine derart starke Vibration wie bei der Jambox oder beim FoxL nicht aufgefallen. Die Jambox tendiert bei hohen Lautstärken auf glatten Unterlagen zum Rumwandern, beim SB7300 war dies nicht der Fall.
Zugutehalten muss man Philips, dass der SB7300 um einiges lauter spielen kann als FoxL und Jambox. Er kann wirklich Lärm machen, ich würde sagen, er spielt in etwa doppelt so laut wie die Jambox, klingt aber bei hohen Lautstärken auch nicht wirklich besser, oder "fetter". Bei maximaler Lautstärke und basslastigen Mixes fängt auch der SB7300 an deutlich zu verzerren, dazu gesellt sich auch ein Brummen des Passivradiators, der tiefe Frequenzen nicht mehr sauber wiedergeben kann. Bis etwa 75% der maximalen Lautstärke ist der Klang noch in Ordnung, darüber fängt es an zu kratzen.
Ich hätte es begrüßt, wenn Philips den Klang etwas basslastiger und dafür mit weniger Lautstärke getuned hätte. Auch eine dynamische Klanganpassung mit einer Bassregelung entsprechend der Lautstärke könnte helfen, denn bei normalen Lautstärken ist der Klang des SB7300 einfach erbärmlich. Von der Performance draussen im freien Feld möchte ich gar nicht erst reden, da nervt er nur mit seinem Geplärre.
Ein einzelner Bose Computer Music Monitor (hätte er Bluetooth und Akkubetrieb) würde den SB7300 in Grund und Boden spielen, ist volumsmäßig jedoch sogar kleiner. Die klanglichen Unterschiede zwischen SB7300 und Jambox bzw. FoxL sind auch nicht derart groß, wie zwischen SB7300 und den Computer Music Monitors, die einen wirklich extrem erwachsenen Klang liefern.
Es macht auch wenig Sinn den SB7300 mit einem Bose Soundlink zu vergleichen. Meine Hoffnung war, dass der Philips wenigstens ansatzweise an den Bose rankommt, vielleicht etwas weniger im Bass, dafür klarer im Höhenbereich, aber die Wahrheit ist, dass er sogar vom FoxL überspielt wird, wenn man nicht gerade maximale Lautstärke benötigt. Das was der Soundlink im Bass zu viel hat, hat der SB7300 zu wenig, oder anders ausgedrückt würden dem Soundlink die präsenten Mitten und Höhen des SB7300 gut zu Gesicht stehen.
Fazit:
Für das Gebotene meiner Meinung nach viel zu teuer. Der UVP liegt bei € 199,- der SB7300 klingt jedoch kaum besser als eine Logitech Mini Boombox, die man teilweise schon unter 60 Euro kriegt. Ich habe meinen AD7000W um weniger als die Hälfte gekriegt, und obwohl beide Lautsprecher nicht direkt miteinander vergleichbar sind, ist der Klangunterschied immens.
Die Größe ist bereits etwas fragwürdig in Anbetracht der Klangqualität, da wäre viel mehr möglich gewesen, wie z.B. ein Bose Computer Music Monitor zeigt, wo ein einzelner Lautsprecher etwa genauso groß ist.
Der SB7300 klingt zwar im Höhen/Mittenbereich klar, und bei hohen Lautstärken auch sauberer als eine Jambox, aber durch den gedämpften Bass fehlt der gewisse "Punch", um der Musik zum nötigen "Drive" zu verhelfen, damit es wirklich Spaß macht zuzuhören.
Das Design ist nett, der Lautsprecher ist auf jeden Fall ein Blickfänger. Durch die schmale Unterseite steht der Lautsprecher jedoch nicht besonders stabil. Während der Fahrt im Auto z.B. kippt er dauernd vor oder zurück.
Schön die Tatsache, dass sich 2 Lautsprecher drahtlos zu einem Stereosystem koppeln lassen. Wäre die Klangqualität besser, könnte ich mir tatsächlich vorstellen 400,- für beide auszugeben. Mein Wunsch wäre zumindest eine ähnliche Klangfülle wie die der Bose Computer Music Monitors, die auch draussen voll und voluminös klingen und sogar höhere Lautstärken erreichen.
Die Möglichkeit zur Titelsteuerung direkt am Lautsprecher begrüße ich grundsätzlich, finde jedoch die Umsetzung mittels Motionsensor fragwürdig, da der Sensor nicht immer so reagiert wie er sollte. Einfache Tasten wären da praktischer gewesen. Gottseidank lässt sich diese Funktion auch ausschalten, hier wäre es auch nett gewesen, wenn die ganzen Töne und Ansagen deaktivierbar wären.
Insgesamt würde ich die Shoqbox keinem empfehlen wollen, der Wert auf guten druckvollen Klang legt. Wer es nicht ganz so laut benötigt, wird mit einer Logitech Miniboombox eine viel günstigere Lösung finden, die auch kaum schlechter klingt. Mich hat die Shoqbox jedenfalls geschockt, im negativen Sinn. Von Philips hätte ich mehr erwartet!
+ hübsches Design
+ klare Höhen/Mitten
+ laut
+ Möglichkeit zur Kopplung zweier Lautsprecher zu einem Stereosystem
- teuer
- Klangqualität im Bassbereich enttäuschend
- Verzerrungen bei maximaler Lautstärke
- zu groß im Vergleich zur Konkurrenz
- Motionsensor unpraktisch
- nervige Töne und Statusmeldungen
- USB Kabel nicht voll integriert wie beim SB7200
- nicht derart robust und wassergeschützt wie der SB7200
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